
Lecker Grillen auf der MV 2007 (Foto: Elke Wetzig)
Am Vortag der Mitgliederversammlung 2007 des Wikimedia Deutschland e.V. fand ein eintägiges Rahmenprogramm mit interessanten Workshops statt, zu dem auch Nichtmitglieder eingeladen waren.
Um das Programm zeitlich an einem Tag unterbringen zu können, war es nötig, mehrere Vorträge zur gleichen Zeit anzubieten. Was natürlich das Problem aufwarf, sich für bevorzugte Themen entscheiden zu müssen.
Die Programmteile waren jeweils in Zwei-Stunden-Blöcke unterteilt und für mich eigentlich ohne Ausnahme sehr interessant. Im Einzelnen wurden die folgenden Workshops angeboten:
- Juristische Grundlagen für den Wikimedia-Support
- Wikimedia, an international movement
- Wikimedia – Technische Architektur
- Visionen und Reality Checks
- Wikimedia-Projekte zielgerecht vermitteln
Juristische Grundlagen für den Wikimedia-Support
Die “Juristischen Grundlagen für den Wikimedia-Support” wurden von Thorsten Feldmann und Julian Höppner vermittelt. Dieser Vortrag unterschied sich insoweit von den anderen, als dass er sowohl aufgrund des umfangreichen Themengebiets mit zwei Zwei-Stunden-Blöcken doppelt so lang war, als auch nicht für alle zugänglich war. Adressaten waren ausschließlich aktive OTRS‘ler (von denen eine ganze Reihe anwesend war), bzw. Wikipedianer, die ein “berechtigtes Interesse” an dem Thema hatten.
Diese Zugangsbeschränkung war aufgrund der teilweise etwas heiklen Inhalte und vor allem aufgrund der Illustration anhand von konkreten Beispielfällen aus der Vergangenheit nötig. (Der anwesende Reporter vom ZDF Morgenmagazin wäre gerne noch geblieben…)
Von einer Reihe von OTRS’lern habe ich im Nachhinein mitbekommen, dass sie es als sehr hilfreich empfunden haben, “unsere Anwälte” einmal live kennenzulernen. Und auch für die Anwälte von JBB war es interessant, einmal hinter die Kulissen der “Wikimedia Kommunikationszentrale” zu blicken. Beide waren von dem hohen Kenntnisstand des Wikimedia Support Teams gerade in Hinsicht auf das Urheberrecht sichtlich angetan.
Um die Quintessenz des ersten Teils des Workshops zusammenzufassen, lohnt es sich Feldmann zu zitieren:
“Das deutsche Recht ist von vielen Abwägungsprozessen gekennzeichnet.”
Wikimedia, an international movement
Nach dem Mittagessen am Samstag hätte ich mich als OTRS-Vertreter zwar durchaus gerne weiter mit dem Thema beschäftigt, aber die gleichzeitige Diskussion mit Vertretern von verschiedenen internationalen Chapters der Wikimedia Foundation, mochte ich auch nicht verpassen. Organisiert wurde das Ganze von Nina Gerlach und Delphine Ménard, anwesend waren Vertreter von Wikimedia Schweiz, Wikimedia Holland, Wikimedia Polen, Wikimedia Frankreich und natürlich Wikimedia Deutschland.
Abgesehen von dem interessanten Einblick in die Arbeit der anderen Chapter, gab es einige weitere Punkte, die diskutiert wurden: So wurden die Unterschiede zwischen den Chapters (als Graswurzel-Organisationen) und der WMF (auf die das nicht zutrifft) sowie mögliche Konkurrenz zwischen diesen angesprochen. Aber auch die Unterschiede innerhalb der verschiedenen Chapters wurden thematisiert.
Während Wikimedia Deutschland finanziell keine Not leidet, haben andere Chapter ein sehr geringes Spendenaufkommen. Das Thema Fundraising war somit zwangsweise ein wichtiges Thema. Neben den naheliegenden Gründen (schlecht aufzufindende Spendenseiten für lokale Chapters, kurze Existenz von Chapters) brachte Delphine auch ein Beispiel für kulturelle Unterschiede:
Während Deutsche jemandem Geld spenden und dann erwarten, dass dieser die Spende sinnvoll verwendet um etwas damit zu erreichen, so sind die Franzosen erst dann freigiebiger, wenn sie sehen, dass der Geldempfänger bereits etwas geleistet hat.

Kulturelle Unterschiede im Umgang mit Spenden
Leider haben wir uns dann am Thema Fundraising etwas festgebissen, was sehr schade war, da so andere Bereiche zu kurz kamen. Eine zukünftige vergleichbare Veranstaltung sollte über einen deutlich größeren Zeitraum laufen, da so leider viele Fragen offen blieben.
Wikimedia – Technische Architektur
Ebenfalls super interessant war der Vortrag von JeLuF mit dem Titel “Wikimedia – Technische Architektur”. Zuerst hatte ich etwas Sorgen, dass ich nicht allzuviel Neues erfahren würde, da ich Journalisten und Externe bereits seit geraumer Zeit mit einigen Informationen zu dem Thema versorge und aufgrund Eigeninteresses und eines Vortrages in der Vergangenheit eigentlich schon recht umfassend über Daten und Statistiken informiert bin.
Jeluf hat es jedoch prima geschafft aus interner Sicht eine geballte Ladung an interessanten Fakten zu präsentieren. Um einmal ein paar (nicht mehr ganz aktuelle) Daten aus dem Vortrag zu nennen, die interessant sind, wenn man über die Wikipedia spricht:
- Die Wikipedia umfasst inzwischen mehr als 8 Millionen Artikel.
- Insgesamt sind über 110 Millionen Artikelversionen im Zugriff.
- Die Texte belegen (komprimiert gespeichert) 2,4 Terabyte.
- Im Peak verarbeitet die Wikipedia 30.000 Anfragen pro Sekunde.
- Das übertragene Datenvolumen beträgt im Peak 3 GBit/s Datenvolumen.
- Etwa 350 Server sorgen dafür, dass der Betrieb mehr oder weniger problemlos läuft.
- Die Hardware reicht von P4-Rechnern, bis zu Quadcore-Systemen.
- Administriert wird das ganze von 4 Hauptadmins (Brion, Tim, Mark und Rob) und ~3-4 freiwilligen Helfern.
Weitere Themen waren unter anderem die Reverse Squid Proxies, der Nutzeranstieg, die geografische Zuteilung der Nutzer via DNS auf die verschiedenen Rechenzentren (Tampa/Florida, Amsterdam/Niederlande. Seoul/Südkorea) genauere Hintergrundinformationen zum Caching und an welchen Stellen man bereits gerenderte Ausgaben erneut nutzen kann und noch vieles mehr.
Interessant waren besonders auch die Informationen zum memcached-Setup, der die Erklärung lieferte, warum manchmal bei einer Reihe von Nutzern die Anmeldedaten nicht gespeichert werden, sondern immer wieder erneut angefordert werden, während der Großteil der Benutzer keine Probleme wahrnimmt.
Etwas beunruhigend war es mitzubekommen, dass sämtliche Bilder der Wikimedia-Projekte nur auf einem Server liegen (mit 4 Terabyte Plattenspeicher), der somit einen SPOF darstellt. Ein gestartetes Backup lief ~14 Tage.
Ausklang
Abends schloss sich an das Programm noch ein geselliges Grillen im Hof, bzw. später ein geselliges Getränkekonsumieren am Main an, bei dem es genug Gelegenheit für Diskussionen rund um die Wikipedia gab.